Interview

"Wir sind kampfbereit für 170 Euro mehr!"

09.09.2024 | Die IG Metall fordert in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro. Das Leitungsteam des IG Metall Bezirksjugendausschusses Berlin-Brandenburg-Sachsen, erläutern, warum diese Forderung berechtigt ist und wie sie sie durchsetzen wollen.

Die Jugend setzt sich für ihre Forderung ein.

Özge Karabulut

Florian Zettler

Leon Hafki

Wir sind kampfbereit für 170 Euro mehr!

Die Jugend hat ihre Forderung innerhalb der IG Metall durchgesetzt: Wir fordern in der aktuellen Metall- und Elektrotarifrunde eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro. Leon Hafki (23), Özge Karabulut (21) und Florian Zettler (21), Mitglieder im Leitungsteam des IG Metall Bezirksjugendausschusses Berlin-Brandenburg-Sachsen, erläutern, warum diese Forderung berechtigt ist und wie sie sie durchsetzen wollen.

Warum ist jetzt eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung notwendig?

Özge: Die stark steigenden Lebenshaltungskosten betreffen alle Endverbraucher gleich. Es gibt keinen Rabatt für Auszubildende, weder an der Tankstelle noch im Lebensmittelladen oder auf dem Wohnungsmarkt. Es darf nicht sein, dass Auszubildende noch Nebenjobs machen müssen, um überleben zu können.

Leon: In anderen Branchen werden mittlerweile bessere Ausbildungsvergütungen bezahlt, die Metall- und Elektroindustrie hat ihre Vorreiterrolle in diesem Bereich schon länger verloren. Um die Ausbildung in der Industrie vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels attraktiver zu machen, braucht es zusätzliche Anreize wie höhere Ausbildungsvergütungen.

Florian: Die Auszubildenden sind bei Ausbildungsbeginn deutlich älter als früher, im Durchschnitt 21 Jahre alt. Das heißt, sie brauchen auch mehr Geld, beispielsweise um eine eigene Wohnung finanzieren zu können. 

 

Wie seid Ihr auf den Betrag von 170 Euro mehr gekommen?

Florian: Sie ist das Ergebnis eines längeren Prozesses, den wir bereits im vergangenen Jahr gestartet haben. Wir haben die Höhe unserer Forderung unter anderem in den Ortjugendausschüssen und mit zahlreichen Auszubildenden in den Betrieben diskutiert. Alle Ortsjugendausschüsse haben Warenkörbe erstellt, um die Bedarfe von Auszubildenden zu ermitteln. Das Ergebnis: Ihre Kosten sind heute leider nahezu genauso hoch wie die von Facharbeiterinnen und Facharbeitern.

Auf was kommt es in der Tarifrunde an, um Eure Jugendforderung erfolgreich durchzusetzen?

Özge: Wir müssen möglichst viele junge Leute mobilisieren. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt. Die Auszubildenden sind gut untereinander vernetzt, stehen geschlossen hinter der Forderung und sind kampfbereit.

Leon: Sollte es in der nächsten Tarifrunde zu Warnstreiks kommen, werden wir jungen Metallerinnen und Metaller Dominanz zeigen, laut sein und starke, öffentlichkeitswirksame Signale senden.

Florian: Es ist auch wichtig, einen Sinneswandel in der Gesellschaft für mehr Verständnis für die Interessen von Auszubildenden zu erreichen. Ich sehe uns da auf einem guten Weg. Darum bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Forderung zu 100 Prozent durchsetzen werden. Eine attraktive Ausbildungsvergütung ist ja auch für die Unternehmen ein gutes Argument, um dringend benötigte Fachkräfte für sich zu gewinnen.

Von: vw

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